zuletzt ergänzt im Oktober 2024
Ein Eisenbahnzug fährt durch den Bahnhof. Gemäß Einsteins spezieller Relativitätstheorie geht aus Sicht des Bahnhofs eine Uhr im Zug langsamer als die Bahnhofsuhr. Dagegen geht aus Sicht der Eisenbahn die Bahnhofsuhr langsamer als die Uhr im Zug. Es lassen sich beliebig ähnliche Beispiele denken. Zwei Flugzeuge begegnen sich. Aus Sicht eines jeden Flugzeugs geht die Uhr im jeweils anderen Flugzeug langsamer als die eigene Uhr. Und nun der entscheidende Punkt: Nach der Theorie soll dies kein Scheineffekt, sondern ein realer Zeitunterschied sein!
Der französische Physiker Paul Langevin (1872 - 1946) stellte im Jahr 1911 dazu fest: "Es ist logisch und tatsächlich ausgeschlossen, dass von zwei Uhren jede gegenüber der anderen nachgeht." Warum führte diese einfache Widerlegung der Relativitätstheorie nicht dazu, dass die Theorie im Papierkorb landete? Warum versucht man seit 1911, sich mit unterschiedlichen Gedankenkonstruktionen über die einfache Wahrheit hinweg zu täuschen, die Langevin ausgesprochen hat?
Der junge Professor Langevin war ein Verfechter der Relativitätstheorie. Sein Lehrer Henri Poicaré (1854 -1912) erhob den Anspruch, wesentliche Teile der Theorie bereits vor Einstein veröffentlicht zu haben. 1908 trug Poincaré bei einer Gastvorlesung in Göttingen die Relativitätstheorie vor, ohne den Namen Einstein auch nur einmal zu erwähnen. *)
Jedenfalls hatte Langevin kein Interesse daran, die Relativitätstheorie zu widerlegen. Statt dessen hoffte man, irgendwann eine Auflösung für den Widerspruch in der Theorie zu finden. Deshalb erfand man den Begriff "Uhrenparadoxon" und schmückte es zum Zwillingsparadoxon aus. Das Paradoxon und mit ihm die Relativitätstheorie lebt bis heute, weil es niemand versteht. Das Paradoxon verleiht der Theorie etwas Rätselhaftes, das die Menschen fasziniert.
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*) nach Walter Theimer, Die Relativitätstheorie - Lehre, Wirkung, Kritik, Graz 2005