Mit obiger Schlagzeile brachte sich die relativistische Physik wieder einmal in Erinnerung. Wie die dpa mitteilt, soll das aus zwei Uhren bestehende System "Aces" das genaueste Zeitsignal liefern, das je aus dem All gesendet wurde. Wissenschaftler wollen dann prüfen, wie sich die Zeit am Erdboden und in der Raumstation ISS unterscheiden.
Die Physik glaubt immer noch an Einsteins naive Spruchweisheit: "Zeit ist das, was wir von der Uhr ablesen". Das hört sich zwar logisch an, wird aber dem komplexen Zeitproblem überhaupt nicht gerecht. Denn Uhren gehen aus den unterschiedlichsten Gründen ungleichmäßig. Und wenn eine Uhr ungleichmäßig geht, dann korrigieren wir die Uhr, nicht aber die Zeit.
Außerdem lesen wir von der Uhr zunächst nur die Uhrzeit ab. Was Einstein ignorierte: in der Natur gibt es keine Uhrzeit. Sondern Zeitzonen sind eine zivilisatorisch-technische Errungenschaft, die nach praktischen und politischen Gesichtspunkten festgelegt werden. *)
Neben der Anzeige der Uhrzeit dienen Uhren auch als Messgeräte für die Dauer eines Vorgangs. Dauer ist aber nicht dasselbe wie Zeit. Kein Wunder, dass man am Schluss vor unlösbaren Rätseln steht, wenn man es sich mit der Zeit allzu einfach macht. Raum und Zeit gelten heute als die großen Rätsel der Physik. Niemand kann erklären, wie die Zeit durch Schwerkraft beeinflusst wird, oder im Jargon der modernen Physik, wie eine Wechselwirkung zwischen Materie und Raumzeit bestehen kann. Über dieser Ratlosigkeit ist man wieder auf den Stand von Isaac Newton zurückgefallen, für den die Zeit eine Art von Substanz war.
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*) In § 3 seines berühmten Textes von 1905 macht Einstein willkürlich das bewegte und das ruhende Koordinatensystem zu je einer eigenen Zeitzone. Dies fällt in den komplizierten Ausführungen Einsteins nicht auf, führt aber zu dem Irrtum, der Zeitunterschied zwischen den beiden Systemen sei ein von Beobachtern unabhängiger, mathematisch bewiesener und damit realer Effekt. Man muss Einsteins Text sehr genau lesen und analysieren, um dies zu erkennen: "Zu diesem Zwecke haben wir in Gleichungen auszudrücken, dass (tau) nichts anderes ist als der Inbegriff der Angaben von im System k ruhenden Uhren, welche nach der im § 1 gegebenen Regel synchron gemacht worden sind." (Annalen der Physik 1905, Seite 898, Absatz 4). Synchronisierte Uhren innerhalb eines bestimmten Bereichs, das ist nichts anderes als eine Zeitzone. Einstein macht eines der beiden Systeme als Ganzes zur Lichtquelle, das andere System zum Beobachter. Und alle Welt glaubt, es gebe in der Mathematik der RT keine Beobachter.