Samstag, 4. Februar 2023

Was ist, wenn die Uhren auf dem Mond tatsächlich langsamer gehen?

zuletzt ergänzt im April 2024

Dieser Tage ist mir eine kleine Zeitungsmeldung aufgefallen. Forschende aus der ganzen Welt werden sich Ende des Jahres treffen, um über die Uhrzeit auf dem Mond zu beraten. Immer mehr Organisationen wollen in den nächsten Jahren zum Mond fliegen. Daher bedarf es dort einer einheitlichen Uhrzeit. 

Das ist zunächst nichts Besonderes. Man wird für den Mond eine verbindliche Uhrzeit festlegen, so wie man auf der Erde nach praktischen und politischen Kriterien unterschiedliche Zeitzonen eingerichtet hat. Allerdings gibt es beim Mond eine zusätzliche Komplikation. Dort sollen laut Relativitätstheorie die Uhren pro Tag um etwa 56 Mikrosekunden schneller gehen als auf der Erde, das sind jährlich 0,024 Sekunden. Aber zu der Vermutung, dass nicht nur Uhrenpendel, sondern auch atomare Schwingungen (Atomuhren) durch Schwerkraft und Beschleunigung beeinflusst werden, kann man auch ohne relativistische Physik, sprich ohne mathematische Raumkrümmung kommen. *) Falls die Uhren auf dem Mond tatsächlich um einen winzigen Tick schneller gehen als auf der Erde, wird man die Monduhren regelmäßig nachjustieren. Auch die Atomuhren für das GPS-System auf der Erde müssen ständig nachjustiert werden. Bisher ist nicht bewiesen, ob relativistische Effekte die Ursache sind. Das Nachjustieren ist nämlich schon allein aus dem Grund notwendig, weil die Erdrotation nicht gleichmäßig verläuft. Trotzdem sehe ich schon die künftigen Propaganda-Schlagzeilen durch  die Weltpresse gehen: "Uhren auf dem Mond gehen schneller als auf der Erde. Eine erneute Bestätigung der Relativitätstheorie".

Was dann? Wer glaubt, die Zeit verlaufe schneller, weil eine Uhr schneller geht, der hat nicht verstanden, was Zeit ist. Zeit hängt nicht ab vom Gang der Uhren und ist nicht identisch mit der von Menschen gemachten Uhrzeit. Raum und Zeit sind auch keine physikalischen Dinge, die in rätselhaften Wechselwirkungen mit der Materie stehen ("Krümmung der Raumzeit" durch Schwerkraft). Sanduhren  gehen auf dem Mond wegen der geringeren Schwerkraft langsamer als auf der Erde. Läuft die Zeit nun schneller oder langsamer? Man wird einwenden, der veränderte Gang der Sanduhr sei kein Effekt nach der Relativitätstheorie.  Sind etwa nur Uhren mit mechanischem Zeigerantrieb, wie sie Einstein um 1905 kannte, echte Uhren? Nein, Einstein stellte sich, durchaus zulässig,  absolut gleichmäßig und synchron gehende Uhren vor, deren  Gang voneinander abweicht, wenn man sie unterschiedlich bewegt. Aber zu dem Irrtum, Zeit werde durch Uhren generiert, kommt noch ein zweiter Irrtum Einsteins. Ausführlich  definiert er in §§ 1 und 2 seiner Theorie die Relativität der Begriffe Zeit und Gleichzeitigkeit, wobei der unterschiedliche Gang der Uhren, so wie er ihn beschreibt, ausschließlich ein Scheineffekt infolge unterschiedlicher Lichtlaufzeiten für unterschiedliche Beobachter ist. Aber in den folgenden §§ 3 und 4 erklärt er den unterschiedlichen Verlauf der Zeit zu einem realen Effekt. Welche Wunder doch eine von der Realität losgelöste Mathematik bewirken kann! Daran trägt nicht allein Einstein die Schuld. Ein großer Teil der damaligen Wissenschaft war (ebenso wie manche heutigen Kosmologen) absolut mathematikgläubig. Was man mathematisch darstellen kann, muss wahr sein, und es stimmt ohne Zweifel mit der Realität überein. Zahlenmystik auf hohem mathematischen Niveau. 

Uhren sind entweder Messgeräte für den Abstand zwischen Ereignissen. Oder sie dienen zur Anzeige der Uhrzeit, die es in der Natur nicht gibt, sondern auf gesetzlicher Konvention beruht. Aber Uhren generieren keine Zeit. 

Raum und Zeit sind angeborene Formen unseres Denkens und Erkennens und aus diesem Grund weder relativ noch beliebig definierbar. Sie sind Ordnungssysteme, mit denen wir uns in der Welt orientieren. Nur mithilfe eines festen Zeitmaßes können wir erkennen und messen, ob Uhren langsam oder schnell gehen. Nur mithilfe des dreidimensional geradlinigen Raumes stellen wir die Position der Dinge fest und erkennen wir die Form eines Gegenstandes.

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*) Dagegen ist die Zeitdehnung nach der speziellen Relativitätstheorie sicher ein Scheineffekt, wie die logische Analyse der Theorie sowie Experimente zeigen. Wäre sie ein realer Effekt, dann müsste sich auch die Molekülbewegung und damit die Temperatur bewegter Gegenstände ändern. Eine Forschungsgruppe der Universität Augsburg hat dazu vor etwa 10 Jahren ein Experiment durchgeführt, über das in der Lokalpresse ausführlich berichtet wurde. Im Intercity-Express wurde heißer Kaffee in einem Isolierbehälter nach München und wieder zurück nach Augsburg transportiert. Mit Präzisionsgeräten kann man heute kleinste Temperaturveränderungen feststellen. Das Ergebnis war negativ.