Im 18. Jahrhundert standen sich zwei Auffassungen über die Möglichkeiten und Grenzen unserer Erkenntnis unversöhnlich gegenüber. Der Rationalismus wollte unabhängig von der Erfahrung, aus reiner Vernunft, das Wesen der Dinge erkennen. Im Gegensatz dazu stand die Auffassung, die alle Erkenntnis aus der Erfahrung, aus den Sinneseindrücken ableiten wollte (Empirismus, Sensualismus). Immanuel Kant bringt beides mit einer heute noch überzeugenden Lösung unter einen Hut. Erkenntnis setzt Erfahrung voraus. Jedoch alles was wir sinnlich wahrnehmen, erfolgt innerhalb der im vorhinein im Verstand vorhandenen Anschauungsformen Raum und Zeit. Zudem: alles Erfahrungswissen gilt nur für die Phänomene (Erscheinungen). Wir können nicht hinter die Erscheinungen blicken, wir können das Wesen der Dinge nicht erkennen. Daneben verfügen wir nach Kant aber auch über apriorisches Wissen, das unabhängig von jeder Erfahrung gegeben ist.
Albert Einsteins philosophische Überzeugungen waren weitgehend durch den Physiker und Philosophen Ernst Mach beeinflusst. Auch Mach vertrat die Position, dass wir nicht hinter die Erscheinungen sehen können. Eine objektive Wirklichkeit gebe es nicht, und wenn, dann könnten wir sie nicht erkennen. Damit ging Mach noch einen Schritt weiter als Kant, der überzeugt war, dass es die objektive Wirklichkeit gibt, auch wenn er beklagte, dafür keinen Beweis zu haben. Mach zog aus seiner Erkenntnistheorie die Folgerung, dass die Wissenschaft sich auf die Beschreibung von Sinneseindrücken zu beschränken habe, denn die Beobachtung sei unsere einzige Wirklichkeit. Dies ist heute überholt, denn Naturwissenschaft ist mehr als die Beschreibung von Sinneseindrücken. Wir müssen hier nicht erörtern, warum die Erkenntnistheorie von Ernst Mach obsolet (veraltet) ist, denn es geht in Einsteins Theorie der relativen Zeit in erster Linie um die Behauptung, dass Beobachtung und Wirklichkeit zeitlich übereinstimmen. Der ruhende Beobachter sieht, dass die bewegte Uhr langsamer geht. Geht die bewegte Uhr deshalb wirklich langsamer?
Ausgerechnet hinsichtlich der Zeit setzt Einstein Beobachtung und Wirklichkeit gleich, obwohl bekannt ist, dass zwischen Beobachtung und Wirklichkeit stets Zeitdifferenzen infolge der Lichtlaufzeit bestehen. Dies führt letztlich zu Einsteins Irrtum, dass die bewegte Uhr nicht scheinbar, sondern wirklich nachgeht. Auch wenn die relativistische Zeitdilatation nicht aus der Lichtlaufzeit zwischen den Systemen, sondern aus der für den ruhenden und den bewegten Beobachter unterschiedlichen Lichtlaufzeit zwischen zwei Punkten innerhalb des bewegten Systems hergeleitet wird, so beruht trotzdem die behauptete Zeitdilatation auf unterschiedlichen Lichtlaufzeiten und somit lediglich auf unterschiedlichen Sinneseindrücken des ruhenden und des bewegten Beobachters.
Die Behauptung der zeitlichen Übereinstimmung von Beobachtung und Wirklichkeit ist offenkundig falsch. Da helfen auch die nachträglichen Rechtfertigungsversuche nichts, wonach wir von Natur aus die Lichtlaufzeit im Einzelfall nicht kennen und daher die Beobachtung unsere einzige Wirklichkeit sei. Denn der begrenzte Wissensstand unserer Ahnen kann nicht als Grundlage oder Rechtfertigung für Aussagen der heutigen Philosophie und Physik herangezogen werden. Ernst Mach soll angeblich die Relativitätstheorie zeitlebens abgelehnt haben. Falls dies zutrifft, so hatte er einen guten Grund dafür: Wir müssen nicht das Wesen der Dinge erkennen, um zu wissen, dass infolge der Lichtlaufzeit stets ein Zeitunterschied zwischen Beobachtung und Wirklichkeit besteht.